MAX & MORITZ ReVamped – Warum ist der Mensch so lecker?
Die zeitgenössische Operetten-Performance „MAX & MORITZ ReVamped“ ist kein gewagter Versuch, gesellschaftliche Tabus zu brechen – vielmehr hat sich das Kollektiv GRUPPE:7 dem Grundtext von Busch in einer ganz hingebungsvollen und treuen Weise gewidmet, und sich über einen langen Zeitraum hinweg gefragt: Was hat es eigentlich auf sich mit Max und Moritz? Inspiriert von den Klängen und Rhythmen der Wiener Operette bringt das Kollektiv ein interdisziplinäres Werk auf die Bühne – wogende Wellen, Videoinstallationen und Lichtspiele umgeben die Darsteller:innen bei ihrer Reise durch die Welt der Streiche. Die „kontinuierliche Bildergeschichte“ aus dem 19. Jahrhundert, die noch heute von vielen geliebt wird, entfaltet bei genauerer Betrachtung eine rätselhafte Dunkelheit.
Was passiert in der Erzählung über die „bösen Buben“, was wir so leicht hinnehmen, was aber doch eigentlich ganz unerträglich ist? Warum sind die Ungezogenen so geworden wie sie sind (will boys be boys?), warum können sie nicht Ruhe geben? Was macht ein Lehrer Lämpel, wenn ihm dunkel träumt? Ist gar die Dorfgemeinschaft – eigentlich Opfer ihrer hinterlistigen Streiche – ihrerseits am Ende unheimlich mordlustig?
Von diesen Fragen ausgehend assoziiert das Kollektiv nun, und liefert die Geschichte der zerschnittenen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts aus, in der es keine Dorfgemeinschaft mehr gibt – nur noch die virtuelle community. Investment-Rebellen, Dopaminorgien und okkulte Algorithmik umspielen die Unmöglichkeit eines solch einfachen Lebens, wie es Busch bebildert hat; das Leben, so wie es mal war. So fragt man sich: Was ist eigentlich aus Max und Moritz geworden? Und leben sie noch heute?
27. & 28. September, jeweils 20 Uhr
Eintritt frei, kleine Spende willkommen.
Gefördert von der Hamburgischen Kulturstiftung, Rudolf Augstein Stiftung, Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Fleetstreet Theater und Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Biographien der Künstler:innen
Die GRUPPE:7 ist ein internationales und in Berlin beheimatetes Kollektiv, bestehend aus jungen Künstler:innen der Bereiche Musik, Darstellende Kunst, Oper, Komposition, Sound Design, Konzeption und Regie. Mit ihrem Initialprojekt “LEHRER LÄMPEL”, einer ca. 15-minütigen Kurz-Operette, standen die ersten Mitglieder des Kollektivs bereits im Rahmen des Quattropole Musikpreis 2023 auf der Bühne des Saarländischen Rundfunks. Im Herbst 2024 ist das Kollektiv mit dem Stück „MAX & MORITZ ReVamped” im Rahmen einer Artist Residency am Fleetstreet Theater Hamburg zu Gast. Im Oktober 2024 wurden sie mit ihrer Operette zum Klangtherapie-Festival nach Salzburg eingeladen, wo sie als Hauptact der 4. Edition dieses Festivals für experimentelle Musik auftreten werden.
Die GRUPPE:7 legt Wert auf performative und gleichzeitig interdisziplinäre Kunst, die klassenlos ist und ein diverses Publikum anspricht. Inklusiv und mit Fokus auf weibliche Charaktere, welche bewusst aus bekannten und klischeehaften Geschlechterrollen ausgehebelt werden, wird der Dialog über gesellschaftsrelevante Themen durch satirisch-musikalischen Umgang gesucht. Dabei ist die Wiener Operette musikalisch und formgebend genauso relevant wie Improvisation, Neue Musik und live-Elektronik.
Die GRUPPE:7 versteht sich selbst als unterhaltsam und provokant, will die Grenzen des Genres Operette erkunden und seine Traditionen infrage stellen; so wird das Publikum mit ästhetisch kraftvollen und unkonventionellen Kombinationen aus Klängen, Texten und performativen Elementen gleichermaßen zum Lachen gebracht und zum Nachdenken angeregt.
Mitwirkende
Olivia Artner ist Komponistin, Sounddesignerin und Performerin. Sie schloss ihr Studium der Musik – Instrumental und Komposition – sowie der Musikwissenschaft ab und konzentriert sich seither auf die Entwicklung kreativer und experimenteller Konzepte für Musiktheater. Zu ihren jüngsten interdisziplinären Projekten gehört das experimentelle Musikvideo „Wassermusik“ (2022), das beim Stuttgarter Filmwinter mit dem Wand-5-Ehrenpreis ausgezeichnet wurde. 2023 wurde sie mit ihrer Mini-Operette “LEHRER LÄMPEL” für den Quattropole Musikpreis nominiert.
Martin Bachler, geboren 1992 in Kitzbühel, begann seine ersten schriftstellerischen Versuche 2007 in Form von Gedichten und Tagebüchern. Er studierte Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Wien; seit 2011 schreibt er Prosastücke, Gedichte, Kurzgeschichten und Romane und realisiert in Form von Blogprojekten polemisch-journalistische Experimente. 2016 veröffentlichte Bachler zusammen mit dem Produzenten „Tender Boy“ eine HipHop-EP unter dem Pseudonym „Beast Poet“. Bachler liest in Wien regelmäßig aus seinem Roman „Wiener Plateau“, u.a. im Perinetkeller und im Café Anno. Zu seinen Veröffentlichungen zählen „Hier könnte dein Titel stehen“, in der Anthologie Zehn Jahre Farce Vivendi sowie „Das Raunen der Albe“ im Feuilletonmagazin schreibkraft.
Nach einem Schlagzeugstudium in Zürich und einer Ausbildung in Elektroakustischer Musik spezialisierte sich Gary Berger auf die Interpretation und Klangregie live-elektronischer Werke in zeitgenössische Musik. Er studierte Komposition bei Iannis Xenakis und Julio Estrada am CEMAMU Paris, am IRCAM Paris sowie an der Musikhochschule in Zürich. Seine Werke wurden international aufgeführt, so z.B. beim Lucerne Festival, Wien Modern, ISMC World New Music Days, MATRIX-Festival des SWR u.v.m. www.garyberger.ch
Die Violinistin Nina Juanico studierte am Conservatori del Liceu in Barcelona und an der Hochschule für Musik Saar. Orchestererfahrung sammelte sie beim Symphonieorchester der Balearen und Praktika beim Loh-Orchester Sondershausen sowie am Staatstheater Braunschweig. Derzeit ist sie Mitglied im Orchester des Staatstheaters Braunschweig und schließt ihr Masterstudium im Fach Violine an der Codarts University of the Arts in Rotterdam ab. Regelmäßig konzertiert sie mit dem Pianisten Eduard Lopez als Duo Favàritx.
Die Berliner Mezzosopranistin Natalie Jurk ist auf Europas Bühnen im Lied-, Oratorien- und Opernrepertoire aktiv. Sie debütierte 2023 bei den Opernfestspielen an der Bayrischen Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin und am Saarländischen Staatstheater. Bei Wettbewerben wie Schubert und die Musik der Moderne oder Paula-Salomon-Lindberg Das Lied war sie Preisträgerin und sang u. a. bei den Festivals Internationaal Lied Festival Zeist und Sommerliche Musiktage in Hitzacker. Derzeit ist sie regelmäßig auf der Bühne des Theater am Goetheplatz Bremen zu erleben. www.nataliejurk.de
Die Wiener Mezzosopranistin Diana Kantner begann ihre musikalische Laufbahn im Alter von acht Jahren an der Wiener Staatsoper. 2022 schloss Diana ihr Gesangsstudium in Amsterdam mit Auszeichnung ab, ihr Abschlussprojekt “TROUBLED WOMEN” wurde für den AHK Graduation Award nominiert. Sie ist international bei Konzerten und interdisziplinären Projekten zu erleben, so z.B. bei der Cello Biënnale im Muziekgebouw aan’t IJ mit dem Stück „Mrs. D.‘ Ninth Child“, als Young Artist beim Internationalen Lied Festival Zeist, am Saarländischen Staatstheater und am Saarländischen Rundfunk mit “LEHRER LÄMPEL” beim Quattropole Musikpreis 2023. www.dianakantner.de
Der deutsch-niederländische Bariton Elia Merguet studierte an den Musikhochschulen Saarbrücken und Hannover Gesang und Musikpädagogik. Elia wurde u. a. durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. Er ist im Kulturmanagement tätig und beschäftigt sich nicht nur in seiner künstlerischen Praxis mit Themen wie Queerness, Männlichkeiten und Machtstrukturen. Fest in der Berliner Kunst- und Kulturszene verankert begeistert sich Elia für Operette und Chanson ebenso wie für elektronische Musik, Salsa und Synthie-Pop.
Neben seiner andauernden Tätigkeit an der Oper Köln und bei den Bayreuther Festspielen ist Dominik Vogelgesang als freischaffender Licht- und Mediendesigner tätig. Zu seinen Produktionen gehören die Kammeroper „Lucretia“ in der Inszenierung von Thomas Max Meyer an der HfM Saar, die Uraufführung der Kammeroper „Undzer shtetl brent“ unter der Regie von Christian von Götz und die Mono-Oper „Anne Frank“ in der Inszenierung von Bruno Berger-Gorski. Als Media-Designer gestaltete er u.a. das mediale Bühnenbild für das Bundesfestival junger Film 2018 in St. Ingbert und Mediendesign für die Produktion „Hamlets Kinder“ am Staatstheater Saarbrücken.
Die Mezzosopranistin Janka Watermann begann ihr Gesangsstudium an der HfM Saar und setzt es derzeit an der HfM Hanns Eisler Berlin fort. Zuvor studierte sie Sprechkunst und Sprecherziehung an der HMDK Stuttgart. Sie ist in verschiedenen Konzertformaten zu sehen, z.B. in der Konzertreihe „Reisende soll man nicht aufhalten“ bei der Stuttgarter Festwoche Barock, in Paul Hindemiths musikalischem Funkspiel „Sabinchen“ mit dem RSB Orchester Berlin, sowie in „LEHRER LÄMPEL“ beim Quattropole Musikpreis. An der Hanns Eisler sang sie die Rolle des Orphée in Belioz’s gleichnamiger Oper und war 2024 als Hänsel in Humperdincks‘ “Hänsel und Gretel” zu erleben.